Kassel 2019
Es ist schon gute
Tradition, dass aktive Chormitglieder die Mehrtagesfahrt des MGV
Adelsdorf in ihre Heimatgebiete organisieren. In diesem Jahr ging es
raus aus Bayern, in den nördlichen Zipfel Hessens, genauer nach Kassel. Viele Chormitglieder
waren anfangs etwas skeptisch, wusste man doch von Kassel außer der
documenta und den Kasseler Bergen nicht viel. Ach ja, die Kasseler
Rippchen vielleicht noch. Die aber, erfuhr der Chor, stammen gar nicht
aus Kassel, sondern vermutlich von einem Berliner Metzger mit Namen
Cassel. Freitag früh ging es
mit 55 Teilnehmern an Bord los, an Würzburg vorbei Richtung Kassel. Beim
ersten Stopp gab es aber erst mal ein ausgiebiges Frühstück, denn wie
eine Redensart sagt: Ein leerer Bauch singt nicht gern. In Kassel
angekommen, wurden die Teilnehmer schon von einem Gästeführer erwartet,
und gemeinsam wurde Kassel zuerst einmal aus der Ferne per Bus
erkundigt. Allerlei Interessantes erfuhr man während dieser einstündigen
Rundfahrt. Wussten Sie, dass man die „reing‘schmeckten“ Bewohner
(Zugezogene) „Kasseler“ nennt, die in Kassel geborenen jedoch
„Kasselaner“, und „Kasseläner“ sind in Kassel geboren und beide
Elternteile sind Kasselaner. Eine vierte „Bevölkerungsgruppe“ sind seit
kurzem Waschbären, die sich in manchen Teilen der Stadt zu einer echten
Plage entwickelt haben. Die Gebrüder Grimm
verbrachten einen großen Teil ihres Lebens und Schaffens in Kassel,
ihnen wurde eine eigene Ausstellung gespendet, die Grimmwelt. Nach einem
gemeinsamen Mittagessen ging es dann zu einer zweistündigen Stadtführung
mit Kunst und Kultur in Kassel. Die documenta hat in Kassel überall
Spuren hinterlassen. Wenn man etwas Ungewöhnliches oder seltsam
Anmutendes entdeckt, was anscheinend völlig deplatziert irgendwo
„rumsteht“, kann man sicher sein, dass es aus einer der vielen
documenta-Ausstellungen stammt. Sehr auffällig ist
auch das viele Grün, die vielen Parkanlagen, wie z.B. die Fuldaaue und
die Karlsaue, die zu den größten innerstädtischen Parkanlagen
Deutschland gehören. Am nächsten Tag
fuhren die Sängerinnen und Sänger in das nahegelegene Kaufungen. Dieser
bereits vor tausend Jahren urkundlich erwähnte Ort besitzt neben vielen
gut erhaltene alte Fachwerkhäuser auch eine Stiftskirche. Diese
Stiftskirche Oberkaufungen war das heutige Ziel. Ein bedeutendes
spät-ottonisches Bauwerk, welches im Auftrag von Kaiserin Kunigunde im
Jahre 1025 erbaut wurde und eine phantastische Akustik bietet. Die
Stiftskirche ist im Besitz der „Althessischen Ritterschaft“, einer
Vereinigung des ehemaligen
ritterschaftlichen hessischen Adels. Den heutigen
Auftritt teilte sich der Chor mit einem tschechischen Chor, der
ebenfalls wegen der ausgezeichneten Akustik hier singen wollte. Beide
Chöre wurden vom evangelischen Pfarrer aufs herzlichste begrüßt.
Angesichts der anstehend Europa-Wahl freue er sich über diese
beispielgebende Begegnung zweier Chöre aus zwei europäischen Ländern. Es
sei wichtig, zusammenzuwachsen statt sich abzugrenzen, betonte er. Am Nachmittag ging
es zu Fuß durch dieses interessante Städtchen mit ihren vielen
Fachwerkhäusern und den alten Geschichten um Kunigunde und Kaiser
Heinrich II. Am Sonntag durfte
der Chor dann den Bergpark Wilhelmshöhe besuchen, der zum UNESCO
Weltkulturerbe zählt und der größte Bergpark Europas ist. Beginnend beim
Herkulesdenkmal folgten die Sängerinnen und Sänger dem 2,3 km langen,
sehr beeindruckenden Wasserspiel bergab, immer dem Lauf des Wasser
folgend.
Müde, aber voller imposanter Eindrücke und schönen Bildern
im Kopf ging es am Abend leider wieder zurück Richtung Adelsdorf. Nach
einem letzten gemeinsamen Abendessen hieß es dann Servus bis bald, denn
bereits am Dienstag Abend ist schon wieder die nächste Probe für das
nächste Event.
Wolfgang Brömmel, MGV Adelsdorf |